Kooperationen mit ihrer chinesischen Partnerin bereitet Birgitt Morrien auch lesend vor: Eine aktuelle Fallstudie informiert darüber wie asiatische Coachs in ihrer Arbeit vorgehen. Titel: The Coach in Asian Society: Impact of social hierarchy on the coaching relationship. Autorin: Lina Nangalia, Global Coach Trust.
Coaching in Asien – Den blinden Fleck beleuchten: Der westliche Beratungsstil funktioniert nicht. Was Coaching sein soll, ist maßgeblich bestimmt durch unsere westliche Kultur. Das ist uns in der Regel jedoch nicht bewusst, denn wir leben (wie die meisten Kulturen) mit einem blinden Fleck für die eigene kulturelle Prägung. Erst wenn wir beginnen, uns aus den Augen anderer zu betrachten, wird uns deutlich, dass wir mit nicht hinterfragten Glaubenssätzen arbeiten:
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Die Coaching-Beziehung ist eine unter Gleichen.
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Der Coach gibt keine Ratschläge oder Verhaltensanweisungen.
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Im Coaching können wir uns intensiv mit den Problemen des Klienten befassen, ohne zuvor eine tiefe Freundschaft entwickelt haben zu müssen.
- Der Klient ist ein unabhängiges Individuum mit eigenen Ressourcen, das für sich und seine Angelegenheiten selbst verantwortlich ist.
Wird solches Denken blindlings im asiatisch-pazifischen Kontext angewandt, trifft es dort beispielsweise auf das Konzept der Hierarchie, wie es beispielsweise- im weiteren Sinne – für den Konfuzianismus oder die Hindu-Tradition bestimmend ist. Womit die Probleme beginnen. Lina und Dr. Ajay Nangalia (beide Global Coach Trust, Kalyanagar, Bangalore/Indien) zeigen in der aktuellen Ausgabe 1/10 der Zeitschrift "International Journal of Evidence Based Coaching and Mentoring", wie asiatische Coachs Coaching für den asiatischen Kontext adaptieren.
Dazu gingen sie explorativ vor und befragten eine eher kleine Stichprobe von zehn Coachs aus Singapore, Thailand, Malaysia, Hong Kong, Japan, Taiwan und Indien mit teilstrukturierten Interviews. Die Inhaltsanalyse wurde an der Fachliteratur und Kulturexperten validiert. Die Ergebnisse spiegeln die Besonderheiten im Coaching im asiatischen Kontext:
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Status des Coachs: Er/Sie wird nicht als gleich wahrgenommen, sondern als (ältere) Respektperson oder Lehrer.
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Rollenzuschreibung an den Coach: Er/Sie wird als Mentor/in wahrgenommen, der/die seine/ihre Einsichten und Weisheit teilt.
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Coach-Auswahl: Klienten suchen Coachs, die älter, erfahrener und besser ausgebildet sind als sie selbst; und im Zweifelsfall eher einen Mann als eine Frau.*
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Coaching-Stil: Coachs passen sich der Erwartungshaltung ihrer Klienten weitgehend an.
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Beziehungsaufbau: Ehe Coaching starten kann, muss zunächst eine tiefere emotionale Beziehung zwischen Coach und Klient aufgebaut werden. Das kann drei bis vier Sitzungen oder bis zu drei Monaten dauern.
- Sozialer Kontext: Bevor Klienten an die eigene Entwicklung denken, machen sie sich Gedanken darüber, wie sie ihr Team entwickeln können – und welche Auswirkungen ihre eigene Veränderung auf das Team haben könnte.
Thomas Webers
Quelle: http://www.coaching-report.de
*Eine Studie, die Fragen zur Dynamik von Geschlechterdominanz im asiatischen Raum analysiert, ist angedacht. Die Bevorzugung männlicher Coachs ist vermutlich ein Folgephänomen dieser Dynamik. (Anmerkung Morrien)
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