Reminiszenz an einen mir teuren Tag

Wie mich ein Mittwoch des Medienforums 2006 auf seine Art mit Größen des TV-Geschäfts, mit chinesischen Gepflogenheiten, virtuellen Virtuosen und einer Messearchitektur im Umbruch zusammenbrachte.

Zu spät und doch gerade noch rechtzeitig erwischte ich heute Früh die Bahn, um gemeinsam mit einer mich seit jeher begeisternden TV-Schauspielerin nach Köln-Deutz zu fahren. Wir schwiegen beide, jede ihren eigenen Gedanken nachhängend an diesem Morgen. Für eine lange Weile, bis sich – auf Messehöhe – unsere Wege trennten. Wortlos stieg ich aus, ausgeruht. Dann entschwand sie meinem Blick. Fuhr weiter. Weg.

Vom Bahnsteig aus zog es meinen Blick nun zu jenem ausgehöhlten Steinkörper, mir noch als unversehrte Hallen in Erinnerung vom letzten Jahr. Ruinenhaft ragten mich die Fassaden an, fragend. Doch ich, selbst voller Fragen, wandte mich ab und einer Passantin zu, die gerade da stand. Ratlos, wie ich und auf der Suche nach dem alten Eingang, folgten wir gemeinsam anderen Passanten. Machten uns auf einen Irrweg durch unwirtliches Gelände. 

Ergaunerte Zeit, die wir so gewonnen hatten, vertieften wir uns in eine kleine Philosophie über das Wesen der Umwege. Die Chinesen, berichtete mir meine Begleitung, gäben immer Antwort. Selbst ohne jede Kenntnis des Ortes wiesen sie freundlich die Richtung, einfach aus Höflichkeit. Immer zu antworten, sei ihnen Gebot. Höher noch als das der Wahrheit, dachte ich mir, allerhand!

Ich fühlte mich heiter an eine alte Weise aus Shanxi erinnert, deren annehmende Haltung es ihr erlaubte, unter allen Umständen gelassen zu bleiben und glücklich zu sein. Darüber sinnend hatten wir dann das richtige Tor erreicht. Ich fühlte mich gut vorbereitet auf eine mögliche Chinareise. Mehr noch als auf den mir unüberschaubaren Horizont zu Beginn eines Messetages.

Doch schon fand ich mich in einem Saal wieder, der auf dem Podium drei reife Herren in bequemen Sesseln zeigte, wunderbar fabulierend über wichtige Themen dieser und auch jener Art. Zwischen zwei Frauen platziert, beide jung, die ihnen Fragen stellten, klug. War ich gelangweilt, nicht ganz fair, war verärgert, zu Unrecht, fühlte mich mit meinem Stift im Stich gelassen, selbst einfallslos. Und machte es wie die anderen, tat dies laut kund.

Das Essen am Mittag war lecker und die Gesellschaft gut. Und gleich nebenan, kurz nach dem Nachtisch, fanden sich zwei Tische und sechs Stuhlreihen in einer Ecke lieblos zusammengestellt. Wie auf die Wiese hinters Bierzelt hatte es einen neuen Geist der Messe hierher verschlagen: Virtuelle Virtuosen mit leichtem Blog-Budget. Begleitet von quietschenden Mikrofonen klapperten die Teller der Kellner nebenan oft lauter als die Stimmen der Redner/innen. Fand ich die Brillanz an den Rand gedrängt, wie immer, fand sie im Abseits wieder:

Dort, wo Fragmente Aufbruch feiern. Fliegen
die Funken. Dort beginnen Neue
ihre Zeiten immer!

 

Hinweise auf Personen, die mich an diesem Tag (mal wieder) beeindruckt bzw. mein Aufsehen erregt haben:

  • Hannelore Hoger: Präsenz ist alles!
  • Zwei ebenso engagierte wie kompetente virtuelle Virtuosen:
    Wolfgang Lünenburger-Reidenbach, Leitung Beratung und Verkauf, www.ausschnitt.de, Home: www.luenenburger.de, &
    Nico Lumma, Managing Director, www.interdings.com
  • Eine vortragserfahrene Expertin in Sachen Blog-Auswirkungen für die Public Relations: Cornelia Kunze, Geschäftsführung, www.edelman.de. Ihren US-Chef Marc Edelman schätze ich wegen seines brillant geschriebenen Business-Blogs www.edelman.com
  • Betont ruhig und auf wertschätzende Art blogkritisch: Albrecht Ude, Journalist, Moderator von http://blog.zeit.de/meckern, Home: www.ude.de
  • Überzeugend in der Präsentation ihrer anspruchsvollen Filmschule: Simone Stewens & Anja Grafers, www.ifs.de
  • Für die Förderung von Ausbildung in Medienberufen unbeirrbar unterwegs: Andrea Stein & Team, www.aim-mia.de
  • Eine Newcomerin mit genialen PR-Ideen für den Blogbereich: Jutta Westphal, jutta.westphal@yahoo.de
  • Interkulturelle Kompetenz & den Blick fürs Wesentliche eröffnete mir im wörtlichen Sinne beiläufig: Claudia Cippitelli, Geschäftsführerin, www.geisendoerfer-preis.de
  • Als erfahrener Ich-bin-überall-dabei und Selbständigen-Freund präsentierte sich mir: Professor Manfred Becker, www.rtlcreation.de
  • Immer parat für provokante Sprüche, ohne sich darin zu verlieren: Konstantin von Ahlefeld, Vorstand VFFVmedia, www.vffv.de
  • Im Pressebereich der Messe – unberührt von allem Glamour – seinem Broterwerb nachgehend: Lajos Jardai, Fotograf, www.modusphoto.de
  • Einen leuchtenden Eindruck hinterließ bei mir schließlich ein Entrepreneur der mobilen Telekommunikation: Thomas Kähler, Dipl.Ing., CEO,  www.communology.com

 

Klassische Pressemeldungen
(nicht nur) zu den Mittwoch-Veranstaltungen des Medienforums 2006: www.medienforum.de

 

2 Gedanken zu “Reminiszenz an einen mir teuren Tag

  1. Hallo Fau Morrien,

    es freut mich, bei Ihnen einen positiven Eindruck hinterlassen zu haben. Es macht immer wieder Spaß, die beiden Welten Mobilfunk und Medien einander näher zu bringen, wenn gleich man auch manchmal meint, zwischen ihnen aufgerieben zu werden. Aber genau dies ist die Herausforderung, um in diesem Geschäft bestehen zu können.

    Viele Grüße aus Aachen

    Thomas Kähler

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