Machen Sie Fehler

 

Das Credo eines US-amerikanischen Management-Querdenkers für die Emotionalisierung der Wirtschaft liest sich für mich auch nach acht Jahren unverändert aktuell: Am Anfang steht die Idee, immer der Lächerlichkeit preisgegeben, denn eine Garantie für Erfolg gibt es nicht.  Nachhaltig wirksame Erneuerung braucht gleichermaßen unerschütterlichen Mut zum Träumen, hohe Anteile Risikokapitals und eine unerschrockene Toleranz für Fehler.

Lesen Sie dazu gern hier die Erstveröffentlichung eines Beitrages von mir,  der seinerzeit leicht verändert  in managerSeminare erschienen ist.

THINK THINK THINK – „Lassen Sie sich feuern! Wenn Sie Ihre Ideen nicht energisch genug vorantreiben, um dafür gefeuert zu werden, dann sind Sie nicht energisch genug.“ Ein typisches Zitat des Autors von „Auf der Suche nach Spitzenleistungen“, eine Aufforderung mit Aussicht auf das Ende der Gemächlichkeit, dem Anfang aller Kreativität. Wo die Welt Kopf steht, müssen auch Denken und Handeln Kapriolen wagen. Tom Peters fordert: THINK ARTS. „Stellen Sie Dichter/innen ein. Nichts inspiriert so sehr wie die Kunst.“ Neues Lernen, Leidenschaft, Talente, Kunst, Frauen und Gesundheit waren zentrale Schlüsselbegriffe, die  Tom Peters während seiner einzigen europäischen Vortragsveranstaltung im Dezember präsentierte. Ein 8-Stun­den­marathon vor erwartungshungrigen Managern, die nach Zürich gereist waren, um sich durch systematische Verwirrung anregen zu lassen.

Der Ex-McKinsey-Berater und Farmer ist einer der bestbezahlten  Ideengeneratoren weltweit, und der Wandel ist als letzte Bastion der Beständigkeit  ein unersättlicher Ideenvielfraß. Peters arbeitet an der Front, wo der Hunger immer neue Tribute fordert, vor allem wettbewerbsfördernde Ideen für neue Produktentwicklungen. Ideen sind hier die entscheidende Währung für künftige Herausforderungen, und kreativitätsfördernde Bildung ist darum überlebensnotwendig. Peters erklärt, die Internet-Hegemonie sei im Anmarsch und der Wirtschaftsbereich darauf nach wie vor kaum vorbereitet. „Die Internet-Hysterie ist verrückt, die Wirklichkeit ist aber weitaus verrückter als diese Hysterie“, weiß er. „80% aller Aktivitäten in der Versorgungskette sind nutzlos und neue Infodienste werden diesen Bluff bald auffliegen lassen.“ Kein Stein wird auf dem andern bleiben, droht er, kein Stuhl verschont.

Ein großes Problem und die große Chance. Netscape ist in nur drei Jahren geworden, was es jetzt ist. Begeistert erwähnt Peters Netscape-Personaldirektorin Margie Mader, die sich offiziell „Direktorin zum Reinholen echt cooler Leute“ nennt. Gemeint sind Mitarbeiter/innen, die sich vom Chaos beflügeln statt verschrecken lassen. Linearität ist hier nicht gefragt. Brüche, Fehler und Fragmente werden als notwendige Bausteine für noch unbekannte neue Entwicklungen begrüßt. Leben und Lernen braucht neue Paradigmen. Die Verhältnisse haben sich schon verändert, das Denken darüber noch nicht. Peters favorisiert neue Foren und neue Modelle für neues Denken. THINK DIVERSITY. Innovation braucht Kreativität und „Kreativität  braucht den Unterschied“, fordert er. Ohne Reibung keine Entwicklung.

Mehr als zweihundert Männer sind der Einladung des Zentrums für Unternehmensführung gefolgt, vergleichsweise wenige Frauen, keine Farbigen. THINK DIVERSITY. Peters Wunsch nach repräsentativer Unterschiedlichkeit ist hier ein nur frommer, was der Teilnahmegebühr von 1000 Euro zugeschrieben werden kann. Die Runde zeichnet sich vor allem durch lichte Häupter und diskrete Zurückhaltung aus. Wo das Publikum eher still bleibt, schreitet Peters mit erhobenen Händen durch die Reihen und beschwört die Versammelten, sich endgültig von dem vermeintlich allein selig machenden jungen, weißen, männlichen Managermodell zu verabschieden. „Wir sind schrecklich im Umgang mit Frauen und älteren Menschen. Wir rennen mit absolut blödsinnigen Vorurteilen herum“, verkündet er.

THINK WOMEN. Mehr als die Hälfte der US-amerikanischen Gesamtkaufkraft liegt in den Händen der Frauen.  Frauen tätigen 65% aller Autokäufe, und mehr als 50% aller Unternehmensneugründungen gehen auf ihr Konto. Tendenz steigend. Vor dem Hintergrund dieser Daten mit nationalökonomischer Relevanz sieht man sich  unverhofft mit grundlegenden Erkenntnissen aus den ersten Stunden der Frauenbewegung konfrontiert: „Frauen sind anders. Es ist wie eine andere Kultur“, klärt Peters die perplexen Herren auf. „Wenn Männer in einer Bank eine Transaktion vornehmen, dann erwarten sie, dass das Geld von einem auf ein anderes Konto überwiesen wird. Punkt. Frauen aber wollen ein Erlebnis.“ Banken und alle anderen Wirtschaftsbereiche, die das nicht berücksichtigen wollen, laufen Gefahr, Kundinnen an Mitanbieter zu verlieren, die bereit sind umzulernen. Die Zuhörer sind nicht gerade begeistert und Peters merkt an: „Von jeder wirklich neuen Idee fühlen sich die Leute angepisst.“  THINK PROJECTS. Das berühmteste Innovationsprojekt unserer Tage, Silicon Valley, hat das nachdrücklich bewiesen. Am Anfang steht die Idee, immer der Lächerlichkeit preisgegeben, denn eine Garantie für Erfolg gibt es nicht.  „Machen Sie Fehler“, rät Peters. „Perfektion wird von Firmen nur zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs erreicht.“ Silicon Valley verdankt seinen Erfolg gleichermaßen seinem unerschütterlichen Mut zum Träumen, irrwitzig hohen Anteilen Risikokapitals und einer „schockierenden Toleranz für Fehler“.

 

Mein Bericht zum Thema in managerSeminare:

"Machen Sie Fehler"
http://www.cop-morrien.de/downloads/man_seminar.pdf


Hinweis:

Bis Karfreitag ruht mein Logbuch.  Ferienhalber.

 

 

 

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar