Die Froschlösung für den globalen Wandel

Die Rettung: Ente entdeckt Frosch im Dickicht. (Foto: #Morrien / Köln 2021)

Die Rückkehr der Muße
Gestern Abend las ich von einem glücklichen Mönch, der als 84-Jähriger nun endlich Zeit hat.

Die Zeit, als Seelsorger Ratsuchende zu begleiten und zu trösten, was zu tun er zeitlebens liebte. Nun ist es ihm möglich, dieser Aufgabe ohne die ihm unliebsamen Verwaltungsarbeiten nachzukommen.

Endlich hat er Zeit für erholsame Spaziergänge, für mußevolles Zeitunglesen und ausgewählten Musikgenuss am Radio. Und das Beste von allem, meint er, sei die Gewissheit, nie wieder sagen zu müssen: Ich habe keine Zeit.

Neigungen und Imaginationen
Als ich das gestern Abend las, spürte ich ein tiefes Aufatmen in mir. Allein die Teilhabe an dieser Vorstellung wirkt erleichternd auf mich. Dieses Gefühl, sich noch stärker den eigenen Neigungen widmen zu können, gern auch im Dienst an dem*der Nächsten, aber doch auch einfach mehr Zeit für sich selbst zu haben.

Als ich jedoch heute Morgen erwachte, standen mir sogleich die verschiedensten Aufgaben vor Augen. Und eine, obgleich gestern noch anders priorisiert, drängelte sich energisch nach vorn: die Bitte einer Kollegin, die zur „Phänomenologie der Pandemie“ forscht. Allerdings ist dies mein spontaner Arbeitstitel für ihr spannendes Projekt, das sich den Imaginationen widmet, die die kollektive Erfahrung der Pandemie individuell widerspiegeln.

Vor zwei Jahren bereits hatte sie auch bei mir eine Imagination angefragt. Damals sah ich eine Corona-Snake, die den Globus umfasste. Sie war mir gleich sehr willkommen, da ihre Häutung als Garant für Zukunft steht. Heute früh jedoch sah ich eine gewaltige Froschriesin, das auf unserer Erde hockte und aus Leibeskräften hinaus ins All quakte, was ich zwar nicht begrifflich, so doch der Tonart nach verstand: ein verzweifelter Ruf um Hilfe.

Laich und anderes
Und während dieses Wesen in solcher Weise universelle Unterstützung anrief, entglitt ihm direkt eine ganze Reihe weltweit zu hörender Fürze. Und gleich darauf, kaum war es heraus, begann ein buchstäblich großartiges Laichen, das eine Art Gebirgskette entstehen ließ, da das Froschweib mehrfach weitersprang und dabei etliche Beben auslöste. Doch nicht genug damit. War das geschehen, setzte es an, obenauf mehrfach ein gewaltiges Ei zu legen, wie man so sagt, sich also zu entleeren.

Schließlich erschien der so bedeckte Laich wie ein imposanter Höhenzug. Da saß nun die Froschriesin und besah sich ihr Werk. Sie schien zufrieden mit dem, was sie erschaffen hatte. Als Hinterlassenschaft gewissermaßen für die Erde, denn im nächsten Moment erschien ein Schatten, in dem sie buchstäblich verschwand. Und gleich im nächsten Augenblick entdeckte ich am nächtlichen Himmel die leuchtende Silhouette ihres Leibes und hörte aus dem Innern der Erde ein mächtiges Grollen. Mir war, als hätte sie sich zugleich in den Himmel erhoben und ins innere Feuer der Erde begeben.

Vom Mut, zu sehen
Wie gebannt stand ich da und konnte selbst kaum glauben, was ich sah. Ich war mir sicher, es würde mir auch sonst niemand glauben. Dass ich trotzdem davon berichte, verdanke ich der Anfrage meiner befreundeten Kollegin, die fest davon überzeugt ist, dass ich mich traue zu sehen, was ich sehe, und zu wissen, was ich weiß.

Sollte sie mich jedoch nach der Bedeutung des Ganzen fragen, kann ich nicht antworten. Da muss ich sie an die Schöpferin selbst verweisen. Ihr bin ich dankbar dafür, dass sie sich mir in dieser fraglos überraschenden Weise gezeigt hat. Auch wenn sie mir keinerlei Erklärung für ihr Tun und Lassen gab.

Lichtblicke
Für mich passt all das jedenfalls zu meiner Beschäftigung mit der Idee des Rieseneis am Dom, eines Zeichens organischer Transformation. Die Eingebung dazu kam mir am 13. November 2020, mitten in der Pandemie. Und sogleich habe ich sie virtuell realisiert und öffentlich kommuniziert – als Lichtblick in dunkler Zeit.

Heute bin sehr froh und fühle mich erleichtert über die mir (dar)gebotene Froschlösung. Das erspart mir fraglos viel Arbeit mit meiner „alten Idee“, womit ich wieder bei dem glücklichen Mönch bin und seiner Freude an der im Alter neu gewonnenen freien Zeit. C’est ça, so soll es sein!

Ein bisschen mehr davon gern schon jetzt, der Rest ist mir von Herzen willkommene Perspektive!

Birgitt E. Morrien

 

 

Sinnstiftende Karrieren

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