Wie gehen Menschen mit Onlinemedien um – insbesondere sozialen Netzwerken – und welche Effekte hat dies auf ihr psychologisches Wohlbefinden? Und welche individuellen Dispositionen und Motive determinieren die Nutzung von Onlineangeboten? Eine Reihe von medienpsychologischen und kommunikationswissenschaftlichen Studien beschäftigt sich mit diesen Fragen. Dabei wurde untersucht, welche Effekte sich in kognitiver, emotionaler und sozialer Hinsicht erkennen lassen.
Das psychologische Wohlbefinden im Kontext der Social-Media-Nutzung korreliert mit einigen Persönlichkeitsfaktoren und verbessert sich nicht automatisch, wenn soziale Medien nicht mehr genutzt werden. Beide Dimensionen – Persönlichkeit und Onlinenutzung – interagieren zudem und können sich über die Zeit hinweg gegenseitig beeinflussen bzw. verstärken. So zeigen sich signifikante Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitsmerkmalen wie Machiavellismus oder Neurotizismus und „problematischer“ Internetnutzung. Bestimmte Persönlichkeitsfaktoren sind zudem ein relevanter Prädiktor, welches soziale Netzwerk – Twitter oder Facebook – bevorzugt genutzt wird. Zudem kommt es darauf an, unter welchen aktuellen psychologischen Voraussetzungen soziale Medien genutzt werden.
Von zentraler Bedeutung für die Wirkung der Onlinenutzung sind auch die Nutzungsmotive der User, also ob das soziale Netzwerk aufgesucht wird, um Beziehungen zu pflegen, Unterhaltungszwecken dient oder um sich selbst darzustellen. Die interpersonale Orientierung, also die Frage, wie wichtig einem andere Menschen sind oder wie sehr man auf sich selbst fokussiert ist, hat ebenfalls entscheidenden Einfluss darauf, ob sich die Onlinenutzung als Unterstützung oder Hindernis für das psychologische Wohlbefinden erweist.
Je nachdem sind sowohl positive Konsequenzen – wie gesteigerte soziale Integration und Erhöhung des sozialen Kapitals –, als auch negative Auswirkungen – wie sozialer Neid und geringeres Wohlbefinden durch soziale Vergleichsprozesse – möglich. Metaanalysen zeigen, dass die Effekte der Social-Media- Nutzung, über die in der Öffentlichkeit häufig kontrovers diskutiert wird, aber insgesamt eher gering ausfallen.
Quelle: MP 9/2020, S. 516-522
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