Corona-Pandemie verändert Mediennutzung

Lesezeiten (Foto: #Morrien / London 2018)

Kurz und knapp

• Der Corona-Lockdown hatte erheblichen Einfluss auf Tagesroutinen, Medienkonsum und soziales Miteinander.
• Video- und Textangebote verzeichneten steigende Tagesreichweiten und Nutzungsdauern.
• Insbesondere das lineare Fernsehen baute während des Lockdowns seine Nutzung aus.
• Im Printbereich profitierte das gedruckte Buch am meisten.
• Für das Bedürfnis, in der Krise informiert zu sein, spielten die öffentlich-rechtlichen Medienangebote eine zentrale Rolle.
• Die öffentlich-rechtlichen TV-Angebote wurden u.a. hinsichtlich Kompetenz, Relevanz und Glaubwürdigkeit noch besser bewertet

 

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Mediennutzung, Motive und Bewertungen
Sonderauswertungen der ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie

Spätestens Anfang März 2020 ist die Corona-Pandemie im Bewusstsein der Bevölkerung in Deutschland angekommen. Zahlreiche, ab dem 16. März von der Bundesregierung in Absprache mit den Landesregierungen beschlossene Beschränkungen („softer Lockdown“) hatten erheblichen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben. Für die meisten Menschen änderten sich Tagesroutinen, Medienkonsum und ihr gewohntes soziales Miteinander. Da der Beginn der Einschränkungen genau in die Mitte der Feldzeit (27. Januar bis 27. April 2020) fiel, erlaubt die ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie in der vorliegenden Sonderanalyse einen direkten Vergleich vor und während der Corona-Krise.

Video- und Textangebote verzeichneten während des Lockdowns insgesamt steigende Tagesreichweiten und vor allem steigende Nutzungsdauern. Insbesondere das lineare Fernsehen baute während des Lockdowns seine Nutzung aus. Auf niedrigerem Niveau erweiterten auch die kostenpflichtigen Streamingdienste ihren Nutzerkreis und ihre Sehdauer. Audioangebote konnten insgesamt nicht von der besonderen Situation des Corona-Lockdowns profitieren. Im Printbereich erwies sich das gedruckte Buch altersübergreifend als größter Profiteur des erzwungenen Zuhausebleibens, während sich bei den aktuellen Printmedien leichte Rückgänge zeigten. Insgesamt mehr Zeit verbrachte die Bevölkerung im Internet, das heißt mit medialen Inhalten, Kommunikation und Onlinegaming.

Für das Nutzungsmotiv, in der Krise informiert zu sein, spielten die öffentlich-rechtlichen Medienangebote (linear und Mediatheken) eine zentrale Rolle. Außerdem wurden insbesondere die öffentlich-rechtlichen Fernsehangebote während des Lockdowns noch besser bewertet als zuvor. Besonders ausgeprägt sind die Zuwächse in den zentralen Public-Value- Dimensionen Kompetenz, Relevanz, Glaubwürdigkeit, Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und Unabhängigkeit. Auch in der jungen Generation der 14- bis 29-Jährigen ist während der Corona-Krise die Wertschätzung für die öffentlich-rechtlichen Fernseh- und vor allem Radioangebote deutlich angestiegen. Zeitungen und Zeitschriften wurden insgesamt in der Lockdown-Phase in fast allen Dimensionen besser bewertet als zuvor, während die Zuwächse für private Fernseh- und Radioangebote deutlich geringer ausfielen.

 

Quelle: Media Perspektiven 11/2020, S. 526-555
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