Coach-Lektüre: Gewalt und Verzeihen

Dostojewski (Bearbeitung: Morrien)

Verbrechen und Strafe

Ursprünglich unter dem moralisierenden Titel »Schuld und Sühne« erschienen, ist dieser Roman der erste und in formaler Hinsicht vielleicht vollkommenste der großen Romane Dostojewskijs, ein Kriminalroman von atemberaubender Spannung und zugleich der vollendete künstlerische Ausdruck der wesentlichen Probleme in der Weltsicht des späten Dostojewskijs, so wie sie sich seit seiner sibirischen Zuchthausjahre herausgebildet hatte.

Raskolnikow entstammt einer verarmten bürgerlichen Familie. In der schrankähnlichen Enge seines Zimmers ist der »euklidische Verstand«, der der Diener des Lebens sein sollte, zum Herrscher geworden. Raskolnikow ist Utilitarist. Um eines naturgemäß unklar gefassten Begriffs des wissenschaftlichen oder sozialen Fortschritts willen scheint es ihm erlaubt, eine alte Wucherin, die »nicht besser als eine Laus ist«, zu töten und mit dem geraubten Geld sein Studium zu finanzieren.

Sein Herz wehrt sich ebenso wie sein Unterbewusstsein gegen die geplante Tat, doch von sozialer Not gedrängt und gefangen in lebensfeindlichen Ideen, wird er zum Mörder. Das Delirium und die grenzenlose Einsamkeit, die dem Verbrechen folgen, lassen ihn erkennen, dass die Funktionen des »euklidischen Verstandes« nicht die einzige bestimmende Dimension der menschlichen Persönlichkeit ausmachen.

Leidvoll, aber bereichert durch die einfühlsame Scharfsicht des Untersuchungsrichters Porfirij und durch die frisch erwachte Liebe zu Sonja Marmeladowa, erfährt er, dass der Weg aus der Vereinsamung nur über Geständnis und Strafe führen kann. Auch wenn die »Reue« ihm eher fremd ist, die Liebe errettet ihn schließlich.

Quelle: Amman Verlag

Empfehlung: "Die Frau mit den 5 Elephanten" über Svetlana Geier, Dostojewskis Stimme. Ein Film von Vadim Jendreyko. Inzwischen als DVD erhältlich.

 

Schuld und Sühne (Alternative Zusammenfassung)

Kann man das perfekte Verbrechen begehen? Gibt es so etwas wie einen "gerechten Mord", der zwar eine Person das Leben kostet, dafür aber vielen anderen Menschen nützt? Lässt sich das menschliche Gewissen durch rationale Überlegungen zum Schweigen bringen? Diesen Fragen spürt Fjodor M. Dostojewski in seinem Roman Schuld und Sühne nach.

Das hierzulande bekannteste und beliebteste Werk des russischen Autors schildert in einer meisterlich aufgebauten Kriminalgeschichte den Mord des Studenten Raskolnikow an einer alten Pfandleiherin und die anschließenden Gewissensqualen des Mörders. Raskolnikow hält sich für eine Art Übermensch, er vergleicht sich mit Napoleon und sucht seine Tat mit rationalen Argumenten zu rechtfertigen.

Doch nach dem Mord schlittert er in eine langsame, nagende Verzweiflung, die sein schlechtes Gewissen verursacht. Die tugendhafte Prostituierte Sonja kann ihn schließlich dazu überreden, seine Schuld einzugestehen und ein neues Leben zu beginnen.

Dostojewski schildert, dem russischen Realismus verpflichtet, das soziale Elend auf den Straßen von St. Petersburg. In einer leicht verständlichen, zupackenden Sprache gelingt ihm der "größte Kriminalroman aller Zeiten" (Thomas Mann) und gleichzeitig eine packende Psychostudie, die die Abgründe in der Seele eines Mörders ausleuchtet.

 

Der Autor

Fjodor M. Dostojewski wird am 11. November 1821 als zweites von insgesamt acht Kindern in einem Moskauer Armenhospital geboren. Nach einer Jugendzeit in ärmlichen Verhältnissen tritt er gemeinsam mit seinem Bruder im Jahr 1838 in die Petersburger Militärakademie ein. Hier zeigt sich bereits sein schriftstellerisches Talent.

Nach Beendigung des Studiums erhält Dostojewski 1843 eine Anstellung im Kriegsministerium. Dort hält es ihn aber nicht lange: Er quittiert den Dienst, trotz massiver finanzieller Probleme, bereits ein Jahr später. Sein Ziel: Schriftsteller zu werden. Sein Erstlingswerk, der Briefroman Arme Leute (1846), macht ihn schlagartig berühmt.

Die intensive Arbeit an weiteren Werken und die Versagensangst führen zu ersten epileptischen Anfällen. 1849 wird er wegen Mitgliedschaft im revolutionären Petraschewski-Kreis, einer Art Geheimbund, zum Tode verurteilt. Buchstäblich in letzter Sekunde, bereits auf dem Richtplatz, wird er jedoch vom Zaren begnadigt und zu vier Jahren Zwangsarbeit und vier Jahren Militärdienst verurteilt.

Während der Zeit in Sibirien bekehrt er sich zum christlichen Glauben. 1854 lernt er Marja Dimitrijewna kennen, die er 1857 heiratet. Nach Beendigung des Militärdienstes kehrt er 1859 nach Moskau zurück. Im selben Jahr erscheint sein Roman Das Dorf Stepantschikowo und seine Bewohner. Die Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, eine Beschreibung seiner Verbannung in Sibirien, erscheinen 1861 in der von Dostojewski gegründeten Zeitschrift Vremja.

Im nächsten Jahr unternimmt er seine erste Europareise und ein Jahr darauf eine zweite. Dostojewski ist ein Spieler, der wegen seiner Sucht hohe Schulden macht. Nach der dritten Europareise erscheint 1866 der Roman Schuld und Sühne in der Zeitschrift Russkij Wjestnik. Der Roman Der Spieler erscheint im selben Jahr.

Bis 1871 reist er auf der Flucht vor seinen Gläubigern durch Europa und hält sich u. a. in Florenz auf, wo er seinen Roman Der Idiot verfasst. Die Romane Die Dämonen (1871) und Die Brüder Karamasow (1879) werden große Erfolge. Am 9. Februar 1881 stirbt Dostojewski in St. Petersburg an den Folgen seiner Epilepsie und einem chronischen Lungenleiden.

Quelle: getabstract

 

Sinnstiftende Karrieren

Schreibe einen Kommentar