Alena Volynski
Ich darf glücklich sein!
Die erste Phase: Wo stehe ich?
Das Coaching hat begonnen. Ich bin gespannt und etwas nervös. So etwas habe ich vorher noch nie gemacht und erlebt. Ich habe das Gefühl, dass sich etwas verändert, und vor dem Neuen, vor der Veränderung habe ich Angst.
Das Haus meiner Persönlichkeit
Die Theorie von DreamGuidance scheint mir ganz klar zu sein, aber das ist nur ein Teil des Ganzen. Es ist wie bei einem Hausbau. Wie man ein Haus baut, weiß ich theoretisch sehr gut. Ich erinnere mich, wie meine Eltern unser Haus gebaut haben. Am Anfang schien es fast unmöglich, doch jetzt haben wir ein gutes Haus. Nun werde ich mein Haus bauen, das Haus meiner Persönlichkeit. Ich werde Neues entdecken, Verstecktes suchen, auf Schwierigkeiten stoßen.
Das Fundament besteht bereits. Ich habe es in meinen ersten 23 Lebensjahren geschaffen. Sicher gibt es noch irgendwo Schwächen, aber es ist im Großen und Ganzen schon fest und stabil. Einen Teil des Baumaterials habe ich von meiner Familie bekommen, einen Teil habe ich selbst dafür herangeschafft. Eines wird mir plötzlich ganz klar: Mein Fundament ist mir völlig unbekannt. Ich kenne weder meine Stärken noch meine Familie. Das stelle ich bei der Aufgabe fest, meinen Familienstammbaum zu zeichnen mit Informationen über meine Großeltern und andere Verwandte, über ihre Hobbys, Eigenschaften usw. Schade, dass ich so wenig über ihre Geschichte weiß!
Weiter stelle ich fest, dass ich meiner Mutter ähnlicher bin als anderen Verwandten. Und das, obwohl ich doch immer meinem Vater ähnlich sein wollte. Dieses Defizit hat dafür gesorgt, dass ich mich nicht akzeptieren konnte.
Ich bewundere meine Eltern und Großeltern. Alle Frauen waren doppelt belastet mit Arbeit und Familie. Und das ohne all den Luxus, den wir heute haben. Trotzdem waren sie glücklich. Ich begreife, dass ich auch glücklich sein muss. Schon allein, weil ich in der heutigen Zeit lebe, in der das Leben so viel einfacher geworden ist. Meine Großeltern haben den Krieg überlebt. Die Kriegszeit hat ihre Spuren hinterlassen. Und zwar auch in uns, den Enkeln. Ich träume beispielsweise manchmal vom Krieg, und ich schätze Brot sehr, wie meine Großmutter es mich gelehrt hat.
Seit zweieinhalb Jahren bin ich in Deutschland und habe mich nie gefragt, warum ich genau hier bin. Dabei ist mir der tiefe Grund überhaupt nicht klar gewesen. Während wir über meine Familie sprechen, gewinne ich eine neue Erkenntnis: Mein Großvater war drei Jahre Zwangsarbeiter in Deutschland. Seine Verwandten emigrierten in die USA. Auch ich gehöre zur Auswanderergeneration. Das wusste ich natürlich schon früher, aber zog daraus den falschen Schluss, nämlich dass ich die Fehler meiner Vorfahren wiederhole. Jetzt begreife ich, dass dies die falsche Schlussfolgerung ist. Schließlich führe ich ein Leben, das mich glücklich macht. Meine sogenannte Auswanderung hatte eine völlig andere Motivation. Sie war auf keinen Fall ein Fehler.
Ich bin wie eine Biene, die Erfahrungen wie Honig sammelt. Und ich muss noch viel sammeln, bis die Waben des Bienenstocks mit Honig gut gefüllt sind.
Die Hilfe des Großvaters
Mein Großvater Michail, das wird mir während dieser Situationsanalyse sehr klar, ist der Mensch in meiner Familie, der mir geistig ganz nah ist. Dabei habe ich ihn überhaupt nicht gekannt, denn er ist sehr früh – mit 56 Jahren – gestorben. Ich weiß von ihm nur, dass er ein ganz netter Mensch war, der vielen Leuten geholfen hat. Er hat Häuser gebaut, die übrigens bis heute existieren. Und er hat gegen Ungerechtigkeit gekämpft. Dadurch ist er wohl krank geworden und so früh gestorben. Er hat seine Last stets selbst getragen. Wir beide sind uns sehr nah und ähnlich, was ich mir nie hätte vorstellen können. In einem Rollenspiel schlüpfe ich in seine Person, und Birgitt Morrien stellt mir – also ihm – Fragen. Die Antworten kommen nicht aus meinem Kopf. Ich bin jetzt mein Großvater Michail. Es ist, als ob er selbst spricht. Er sagt mir, dass er stolz auf mich ist, dass ich glücklich sein und tun darf, was mich glücklich macht. Er empfiehlt mir auch, mich nicht selbst aufzuopfern. Und er ist nun immer für mich da, wenn ich ihn brauche. In Gedanken kann ich jederzeit mit ihm reden.
Nach diesem Rollenspiel sehe ich mich in einem ganz anderen Licht. Wenn mein Opa stolz auf mich ist, dann kann ich auch selbst stolz auf mich sein. Er hilft mir und hat mich lieb. Daraus bekomme ich Kraft und weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Er hat nichts dagegen, dass ich in Deutschland lebe. Ich muss auch nicht die Last meiner Vorfahren tragen, sondern darf glücklich sein. Diese Worte will ich zu meinem Lebensmotto machen. Ich habe nämlich immer diese Last gespürt, wusste aber nicht, warum und woher sie kam. Es waren einfach Ängste, die mir auf mein Herz gedrückt haben.
Ich befreie mich von einer Last
Zusätzlich habe ich Probleme, die in meiner Umgebung waren, immer auf mich genommen. Ich habe nicht für mich, sondern für andere gelebt. Diese Last wog von Jahr zu Jahr schwerer, und ich habe ihr selbst zusätzlich Nahrung gegeben durch Ärger, Angst und schlechte Gedanken. In einem weiteren Rollenspiel werde ich selbst zu meiner Last. Wieder stellt mir Frau Morrien Fragen. Durch meine Antworten erkenne ich, wie ekelhaft und erdrückend die Last für meine Seele ist. Birgitt Morrien sagt, wir können sie vernichten, können sie gegen etwas Neues austauschen, wenn ich mich dafür entscheide, dass sie weg muss. Noch habe ich Zweifel. Ich stelle mir ein Bild vor, wie meine Last durch ein Feuer restlos zerstört wird. Nichts bleibt übrig. Ich fühle mich, als hätte ich viele Kilo Gewicht verloren, die auf mich gedrückt haben. Ich bin jetzt frei. Von der Last meiner Vorfahren, von der Last schlechter Gedanken. Wie viel hat das alles gewogen!!!
Ab jetzt bin ich nach Frau Morriens Worten eine „seelisch schwangere Person“. Der Platz der großen Last ist leer geworden für etwas Neues. Bei uns sagt man, dass ein heiliger Platz nicht leer bleibt. Ich muss mir vorstellen, was an dieser Stelle Neues entstehen wird. Ich sehe einen Kater, eine Pyramide, eine Landschaft. Es folgen Rollenspiele, Interviews mit dem Kater, der Pyramide und der Landschaft.
Die Pyramide ist in mir. Das ist meine Kraft. Ich habe sie von jemandem bekommen, der vor mir existiert hat. Meine Mitmenschen können sich an ihr orientieren und ausrichten. Mir war nicht bewusst, dass ich sie in mir habe, aber jetzt weiß ich es. Auch der Kater lässt sich interviewen. Er ist sieben Jahre alt und heißt Martin. Er kam, als ich mein Leben als Erwachsene begonnen habe, als ich an die Uni ging, meine Umgebung wechselte und neue Möglichkeiten bekam. Mit ihm fühle ich Entspannung, Wärme, Wohlbefinden. Auch andere Menschen können das fühlen.
Und nun noch die Landschaft mit viel Wasser, grünen Feldern und einem Hügel. Sie und ich sind in Harmonie miteinander. Ich bin ihr willkommen, sie eröffnet mir viele Möglichkeiten. Außerdem schenkt sie mir noch ein Motto: „Keine Angst vor Bergen!“
Es ist jetzt ganz klar: Ich habe die Kraft der Pyramide, die innere Wärme des Katers, und ich stehe vor vielen neuen Möglichkeiten. Natürlich ist meine Familie auch meine Stärke, aber von ihr habe ich auch die große Last bekommen. Jetzt verstehe ich, dass ich nicht die Probleme mehrerer Generationen lösen kann und muss, sondern mein eigenes Leben glücklich führen darf. Meine Stärke ist in mir selbst, meine Familie nur eine Quelle davon.
Wie neu geboren
Nach dem Coaching fühle ich mich erschöpft, als hätten wir meine innere Welt ganz genau betrachtet und unter die Lupe genommen. Das ist schwierige Arbeit! Aber ich fühle mich auch glücklich, wie neu geboren. Hätte ich Flügel, würde ich jetzt fliegen. Irgendwie fällt es mir jetzt leichter, den Ausweg aus schwierigen Situationen zu finden. Ich mache wichtige Entdeckungen, sehe alles mit anderen Augen bzw. aus neuer Perspektive. Die Gedanken an die Zukunft sind nicht mehr quälend, sondern ich bin mir sicher, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Und dann die Träume! Ich habe jetzt Träume, die so realistisch sind und mir Antworten geben. Das Fundament meines Hauses ist nun fest und zuverlässig. Ich kann beginnen, die Wände zu bauen.
Die zweite Phase: Wohin will ich?
Für mich ist es sehr schwer, Entscheidungen zu treffen. Als ich noch jünger und unerfahrener war, war es doppelt schwer.
Aber ich muss eine Entscheidung treffen, die wichtig für mein weiteres Leben sein wird. Ich muss wählen, was ich studieren will. Etwas, das leicht und bekannt, vertraut ist? Oder etwas, das mir kompliziert und schwierig erscheint? Alles, was neu ist, ist doch auch immer ein wenig kompliziert.
Schwierige Wahl zwischen mehreren Möglichkeiten
Zunächst gilt es, mich im Coaching an die wichtigen Entscheidungen meines Lebens zu erinnern. Ich muss mir bewusst machen, wie ich sie getroffen habe. Kaum schreibe ich das nieder, wird ein Schema sichtbar: Zuerst lasse ich meine Gefühle sprechen, dann recherchiere ich gründlich, und schließlich mache ich mir die Ziele bewusst, die ich mit der Entscheidung erreichen will. Frau Morrien bringt mir bei, dass Entscheidungen immer Luxus sind. Immerhin bedeuten sie, dass man mehrere Möglichkeiten hat. Für mich ist das eine ganz neue Erkenntnis: Ich habe in meinem Leben bisher immer viel Luxus gehabt, denn ich konnte immer zwischen mehreren Möglichkeiten wählen!
Im nächsten Schritt soll ich mir jede Möglichkeit, die mir aktuell zur Wahl steht, als etwas Materielles, als einen Gegenstand vorstellen. Ich schlüpfe in die Rolle jedes Gegenstandes, also jeder Möglichkeit und gebe Frau Morrien in diesen Rollen Interviews. Durch mich sprechen meine Möglichkeiten, präsentieren sich und zeigen ihre einzelnen Vorteile auf. Nach den Interviews notiere ich auf jeweils einem Blatt Papier, was genau mir jede Möglichkeit bringen würde. Eine gute Sache, um einen Überblick zu gewinnen. Trotzdem ist mir nach den Interviews und dem Niederschreiben der Notizen noch nicht klar, welches die beste Wahl für mich ist.
Die richtige Entscheidung durch energetische Ausstrahlung
Also legt Frau Morrien drei Blätter Papier auf den Fußboden. Die darauf festgehaltenen Notizen zeigen zum Boden, sind für mich also nicht sichtbar. Was ich sehen kann, sind die Rückseiten, die einander völlig gleichen. Es gibt also keine offensichtlichen Unterschiede, ich weiß nicht, welche Möglichkeit an welcher Stelle liegt. Meine Aufgabe ist es, auf jedem Blatt einige Minuten zu stehen und mich auf meine Gefühle zu konzentrieren. Alles auf dieser Welt, ob lebendig oder nicht, hat eine gewisse energetische Ausstrahlung. Wir können diese Ausstrahlung nicht sehen, aber wir können sie fühlen. Das ist es, was mir Coach Morrien erklärt. Und es stimmt. Auf einem Blatt fühle ich eine ganz starke Energie, die wie ein Strom durch meinen Körper fließt. Ich weiß: Diese Möglichkeit zieht mich am meisten an. Ich fühle ganz sicher, dass dies die richtige Entscheidung für mich ist.
Die Rückseite des von mir gewählten Blattes verrät mir, dass ich eine Möglichkeit will, die etwas Neues, Unbekanntes für mich bereithält. Mir ist klar, dass ich etwas vollkommen Neues anfangen will. Die Entscheidung ist getroffen, und bis jetzt habe ich absolut keinen Zweifel daran.
Mir wurde gewissermaßen eine Leiter gereicht, auf der ich zur richtigen Wahl klettern konnte. Ganz logisch, einfach, spielerisch. Durch die Hilfe von Frau Morrien war es für mich ganz leicht, die richtige Entscheidung zu treffen. Außerdem bekam ich durch das Coaching einen Begleiter. Das heißt, ich hatte ihn schon lange, wusste aber nichts von ihm. Es ist der Tiger, der den Weg zu dem Neuen mit mir geht, mich lehrt, Mut zu haben. Er hilft mir, keine Angst zu bekommen, und bringt mir bei, Vertrauen zu mir selbst zu haben.
Die Autorin
Alena Volynski wurde 1984 in Weißrussland geboren, studierte Fremdsprachen und Linguistik an der Universität in Minsk. Zum Zeitpunkt des Coachings studierte sie Terminologie und Sprachtechnologie in Köln. Seit vier Jahren lebt und arbeitet sie in Minsk als QM-Managerin für ein deutsches Unternehmen.
Erstveröffentlichung im Coaching-Blogger: 13.3.2008
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