Kreative Blockaden lösen im Coaching

Unlock (Foto: Birgitt Morrien. Elba 2013) Unlock (Foto: Birgitt Morrien. Elba 2013)

I.
Coaching-Berichte

Wie der Zugang zu schöpferischen Potenzialen in Zeiten der Krise und unter Druck im Coaching mit DreamGuidance dennoch möglich ist, darüber berichten 44 Klientinenn und Klienten. Sie schildern ebenso unterhaltsam wie informativ ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Birgitt E.Morrien. Die Kölner Kommuniktionswissenschaftlerin und Buchautorin wendet ihre ganzheitliche Methode seit 20 Jahren nachweislich mit großem Erfolg an.

 

II.
Gastautorin Verena Kast

„Das Schöpferische und die Geduld

Das Schöpferische braucht seine Zeit, seinen Rhythmus. Dass etwas Neues entsteht, ist der eigentliche Ausdruck des Lebendigen der Seele: für den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft. Es ist auch der sichtbare Ausdruck des In-Resonanz-Stehens: Innenwelt und Außenwelt verbinden sich in einer Neugestaltung.

Ich lasse hier Rilke mit seinem Brief an Franz Xaver Kappas130 vom 23. April 1903 zu Wort kommen. Der junge Dichter fragt danach, wie denn ein Werk werden könne: »Lassen Sie Ihren Urteilen die eigene stille, ungestörte Entwicklung, die, wie jeder Fortschritt, tief aus innen kommen muss und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann. Alles ist austragen und dann gebären.

Jeden Eindruck und jeden Keim eines Gefühls ganz in sich, im Dunkel, im Unsagbaren, Unbewussten, dem eigenen Verstande Unerreichbaren sich vollenden lassen und mit tiefer Demut und Geduld die Stunde der Niederkunft einer neuen Klarheit abwarten: das allein heißt künstlerisch leben: im Verstehen wie im Schaffen.

Da gibt es kein Messen mit der Zeit, da gilt kein Jahr, und zehn Jahre sind nichts, Künstler sein heißt: nicht rechnen und zählen; reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht ohne „die Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte. Er kommt doch. Aber er kommt nur zu den Geduldigen, die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge, so sorglos still und weit. Ich lerne es täglich, lerne es unter Schmerzen, denen ich dankbar bin: Geduld ist alles!«

Geduld – warten können, bis der gute Moment da ist, wachsen lassen können, reifen lassen können, darauf vertrauen, dass etwas wächst, dass es metaphorisch Sommer werden wird.
Was Rilke hier beschreibt, entspricht den Theorien des Schöpferischen: Der schöpferische Prozess wird durch ein Problem ausgelöst, das mit herkömmlichen Mitteln nicht zu lösen ist, das ein Mensch aber unbedingt lösen will.

Zunächst wird Material gesammelt im Umfeld des Problems, in der Hoffnung, doch noch eine »konventionelle« Lösung zu finden, irgendwann tritt ein Sättigungsgrad ein, der Forscher, die Forscherin ist entmutigt, man wendet sich vom Problem ab, es »gärt« in einem. Man spricht in der Theorie der Kreativität von der Inkubationsphase. In dieser Phase wird das Problem im Unbewussten bearbeitet, bewusst fühlen sich die Menschen frustriert, unfähig, ärgerlich, gespannt, zweifeln an Selbstwert und Kompetenz.

Angst wird ausgelöst, weil das Selbstwertgefühl dadurch in Mitleidenschaft gezogen ist, dass durch das Ausbleiben eines Einfalls Beeinträchtigungen und Verluste befürchtet werden (Ansehen, Karriere, Selbstbild). Dadurch werden neue Einfälle, die normalerweise diese Phase beenden, blockiert – wir haben es mit einem Kreativitätsblock zu tun, der mit Angst im Zusammenhang steht, und der oft auch einer Krisenintervention bedarf. Ist weniger Angst vorhanden, wird die Inkubationsphase durch einen Einfall beendet, der plötzlich oder nach und nach Gestalt annimmt, der dann formuliert und verifiziert oder falsifiziert wird.

Der Moment des Einfalls ist ein ganz spezieller Moment, eine glückliche Fügung. Diese Einfälle müssen dann im realen Leben erprobt werden, müssen sich als tragfähig erweisen – oder der Prozess beginnt von vorne. In der Inkubationsphase ist Geduld gefragt, Geduld und Vertrauen, dass uns etwas einfallen wird. Zeit spielt eine große Rolle: Geduld ist natürlich nicht alles, wie Rilke sagt, aber ohne Geduld können diese Verknüpfungsprozesse im Unbewussten, man könnte auch sagen in der Intuition, nicht stattfinden. Es gibt im schöpferischen Prozess ein deutliches Ziel, das zunächst auch zielstrebig verfolgt wird. Und dann braucht es Muße, ein sich Treibenlassen im Kontext der schöpferischen Aufgabe – bis der gute Moment sich ereignet.“

Auszug aus: Kast, Verena. „Seele braucht Zeit.“

 

 

Schreibe einen Kommentar