Globalisierung & Coaching: Der Business-Nomade – Von der Verantwortung & von Zeiten der Leere

Der Schweizer Volkswirt Rogner van Delft liebt es, ohne Landkarte und Stadtplan unterwegs zu sein. Das Unbekannte reizt ihn, den Weg selbst zu finden, ohne Plan zu leben. Aber sollte er nicht doch einmal festlegen, wohin die Reise gehen soll, zumindest beruflich?

Im Coaching mit DreamGuidance bei Birgitt Morrien entdeckt van Delft überraschend, dass die Leere sein Leben ist. Und er lernt, diese „Planlosigkeit“ für sich anders, positiv zu werten: Das Offene ist Freiheit und Stärke, die er braucht, um sich mit Freude erfolgreich zu entfalten.

 

Standortbestimmung

Meine Interessen sind breit gefächert. Ich lasse mich gern und schnell von Neuem begeistern. Es fordert mich heraus. Was mich interessiert, sind die großen Linien, nicht so sehr die Details. So fragte ich mich hin und wieder, ob mein Job mich noch fasziniert, mich noch ausfüllt. Diese Unruhe und Lust auf Neues kollidierten mit meiner Vorstellung, dass ich mich irgendwann mal festlegen sollte. Solche Gedanken beschäftigten mich, als ich im Internet per Zufall auf einen Artikel von Kai Oppel in Spiegel Online stieß.

Darin berichtet der Journalist über sein Coaching bei Birgitt Morrien. Der ganzheitliche Ansatz, der Berufliches und Privates gleichermaßen betrachtet und sowohl intellektuelle wie auch intuitive Ressourcen anzapft, sprach mich an. Ich nahm mit Frau Morrien Kontakt auf, und da ich in Afrika wohne, vereinbarten wir ein intensives Coaching über 2 Tage. So fuhr ich aus meinem Urlaub in der Schweiz nach Köln. Während der 4-stündigen Zugfahrt tauchte ich in die Vorbereitungsfragen zum Coaching ein. Sie drehten sich um meine Identität, aufgegliedert in Leiblichkeit; Soziales Netzwerk; Arbeit, Leistung und Freizeit; Materielle Sicherheiten und Werte.

Kurz nach meiner Ankunft in Köln saß ich Frau Morrien gegenüber. Ziemlich bald kam das Gespräch auf meinen Stammbaum. Etwas verdutzt ging ich mit ihr meine Vorfahren durch, welche Berufe sie hatten und was ich sonst über sie erzählen konnte. Alles niederzuschreiben half mir, die Themen im Leben meiner Vorfahren besser zu erkennen und einzuordnen und Zusammenhänge festzustellen. So wurde mir klar, was meine Ahnen mir mit auf den Weg gegeben haben, was ich von ihnen mitgenommen habe. Ich stieß in meiner Familie auf Selbstständigkeit und Unternehmertum, aber auch auf eine Reihe von nicht erfüllten Berufs- und Lebenswünschen. Weiter wurde mir klar, wie wenig ich eigentlich über meine Vorfahren wusste.

Später in der Schweiz sollte das Thema noch für Gesprächsstoff mit meinen Eltern und meinem Bruder sorgen. Plötzlich war da ein neues Thema, das uns alle verband. Und an dem alle Interesse hatten. Ich entdeckte das Wissen und das Archiv meiner Eltern über unsere Vorfahren und die Neugier meines Bruders.

Zurück nach Köln. Nach der „bewussten Ahnenforschung“ nahm ich die Ratschläge eines weit entfernten und mir wohlgesinnten Vorfahren entgegen, den ich in einem Rollenspiel traf. Aufgrund dieser Ratschläge erarbeiteten wir meine neuen Lebensgrundsätze. Einige dieser 13 Grundsätze waren alte und bekannte Themen in meinem Leben, andere wieder waren neu und überraschend. So zum Beispiel, dass ich mich auch mal treiben lassen und meinen Tagträumen den ihnen gebührenden Platz einräumen darf und dies nicht als verlorene Zeit oder Mangel an Disziplin sehen muss.

Eine Überraschung

In der Visionsarbeit schaute ich in einer Art Tagtraum von meinem 70. Lebensjahr auf mein Leben zurück. Ich erlebte nochmals, in 7-Jahres-Schritten, ausgewählte glückliche Momente meiner Kindheit, meiner Jugend und meines Erwachsenenalters. Meine nahe Zukunft sah ich klar vor mir. Zu meinem Erstaunen war da viel Privates und wenig Berufliches. Aber schon bald setzte die große Leere ein. Für einen wichtigen Teil meines Lebens stand mir nur Leere gegenüber, bevor dann in den späteren Jahren wieder Bilder auftauchten. Das war eine Überraschung.

Diese Leere rief Unbehagen und Frustration in mir hervor. Ein Grund für das Coaching war, dass ich nicht wusste, wohin es mittelfristig gehen sollte. Ich musste mich zuerst mit diesem Unbehagen auseinandersetzen und es akzeptieren, bevor ich sehen konnte, was ich schon geahnt hatte: Diese Leere ist mein Leben. Mir gefallen das Unbekannte und das Ungeplante. Es macht mir Spaß, ohne Karte auf eine Wanderung zu gehen und einen Weg selbst zu finden. Ich verliere mich gern in den Straßen einer fremden Stadt, um dann irgendwie wieder an einen mir bekannten Ort zu kommen. Ich liebe es, Projekte zu übernehmen, in denen einiges im Argen liegt. Und ich freue mich auf Ferien, in denen nicht mehr als die wichtigsten Eckdaten im Vorhinein geplant sind.

Das alles wusste ich schon. Und ich ahnte, dass es mir mit meinem Leben gleich geht. Aber erst jetzt konnte ich es sehen. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich diese Freiheit, dieses Offene brauche, um mich zu entfalten. Mein Leben hat keinen Masterplan. Ich habe breite Interessen und darf ihnen folgen. Ich will ihnen folgen.

So klar und einfach diese Einsicht vor mir steht, so schwer ist sie im alltäglichen Leben umzusetzen. Ich muss lernen, mit meinen Ängsten konstruktiv umzugehen. Der Vergleich mit geradlinigen Karrieren machte mich unsicher. Wieso wissen manche Leute, wo sie in 2, 4 oder 10 Jahren sein möchten, und ich nicht? Diese Art von Fragen habe ich mir häufig gestellt. Ich muss lernen, meine Antwort darauf zu geben: Ich werde dort sein, wo meine Interessen liegen. Mehr weiß ich im Moment nicht. Mehr brauche ich nicht zu wissen. Ich bin von jeder Wanderung wieder nach Hause gekommen, habe jedes Mal ins Hotel zurückgefunden und habe alle mir anvertrauten Projekte vorwärtsgebracht.

Was das Coaching bei mir verändert hat, sind nicht mein Wissen oder meine Zukunftspläne – oder eben gerade der Mangel eines einzigen, klaren Zukunftsplans. Es ist deren Wertung. Vorher betrachtete ich das Fehlen eines klaren Plans als Mangel. Ich machte mir Sorgen, dass ich nicht da sein würde, wo ich sein wollte, weil mir die genaue Vorstellung davon fehlte. Jetzt sehe ich diese Offenheit als Stärke. Das Coaching hat mir gezeigt, wo die großen Linien in meinen Leben liegen. Die Details kann ich spontan einfüllen. Diese Offenheit macht mich flexibel. Die großen Linien geben mir die innere Sicherheit, dass ich mich selbst auf dieser Reise nicht verliere.

Der Weg vor mir

Und so begegnete ich während der Ausarbeitung der Strategie in einem weiteren Rollenspiel auch dem „Offenen Feld“. Das Offene Feld symbolisiert diese Offenheit und Flexibilität. Mit Frau Morrien erarbeitete ich einen Weg, wie ich meine Ziele und Lebensgrundsätze umsetzen kann, wer mir helfen kann, was ich schon mitbringe und was ich mir noch aneignen muss.

Das war vor gut 3 Monaten. Ich fühle, dass dieses intensive Coaching nur der Anfang war. Die harte Arbeit liegt noch vor mir. Aber die Wertung ist eine andere. Ich freue mich an dieser Freiheit. Ich suche nicht mich festzulegen, wo die Zeit noch nicht reif dazu ist. Um mehr zu sagen, ist es noch zu früh. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringen wird.


Der Autor (Profil 2012)

Rogner van Delft,
Jahrgang 1976, studierte Volkswirtschaft (MSc) in Lausanne (Schweiz), Puebla (Mexiko) und Barcelona (Spanien). Er arbeitete als Konjunkturforscher bei der Schweizerischen Regierung in Bern. Von 2005 bis 2011 lebte und arbeitete er in Afrika, zuerst bei der Wirtschaftskommission für Afrika (ECA) in Addis Abeba (Äthiopien) und später bei der Weltbank in Maputo (Mosambik). Im Moment ist er Vater und Hausmann.

 

Erstveröffentlichung im Coaching-Blogger: 21.04.2008
 

Mehr Informationen:

Mehr als 35 Klientenberichte zum Coaching mit DreamGuidance bei Birgitt Morrien sind bereits im Coaching-Blogger veröffentlicht. Einzelne Zitate aus diesen umfassenden Feedbacks werden in Morriens neuem Buch berücksichtigt, das im Herbst 2012 im Kösel-Verlag (Random House) erscheint. Titel: "Coaching mit DreamGuidance. Wier berufliche Visionen Wirklichkeit werden".

Ausgewählte Buchpublikationen von Birgitt E. Morrien.
Ausgewählte Klienten-Fotoportäts: Morriens Coachee-Faces


Morriens Coaching-Kolumne

"Mein Coach" im Kölner Stadtanzeiger im März: Der Mozart in uns allen


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