Steve Jobs war nicht bei mir im Coaching. Spiegel Online ja.

Der legendäre Apple-Gründer war nicht in Köln, um sich von Birgitt Morrien beraten zu lassen. Aber der Mann, der vor einigen Jahren in der Financial Times Deutschland über Jobs’ neuen Führungsstil geschrieben hat, war da: Kai Oppel verfasste anschließend über seine Erfahrung im Karriere-Coaching mit DreamGuidance einen Bericht für Spiegel Online. Drei Jahre später hat er einige seiner Traumziele bereits erreicht.

 Kai Oppel hat begonnen, seinen Lebenstraum zu verwirklichen. Erst vor einigen Jahren entdeckte er im Coaching mit DreamGuidance seine neue Perspektive: Der Münchener ist inzwischen Familienvater und hat sich mit eigener Agentur für Öffentlichkeitsarbeit am Markt etabliert.

„Lustlos im Job“, titelte Oppel seinerzeit einen Beitrag für SPIEGEL Online über seine Erfahrung im Coaching bei COP – Birgitt E. Morrien. „Im Tiefschlaf Karriere machen“ ist ihm dort offenbar gelungen, zumindest die strategische Vorbereitung einer erfolgreichen Gründungsgeschichte.

Coaching-Blogger veröffentlicht den Originalbeitrag des Autors über seine Coaching-Erfahrung. SPIEGEL Online  veröffentlichte seinerzeit eine redaktionell leicht veränderte Fassung des Beitrages.

 Jeder dritte Arbeitnehmer schiebt Studien zufolge Dienst nach Plan, jeder fünfte gar hat bereits innerlich gekündigt. Das Problem: Viele wissen nicht, was sie eigentlich wollen. Kai Oppel weiß es. Für SPIEGEL ONLINE hat er dennoch einen Karrierecoach besucht.

Beine ausgestreckt, Arme auf dem Bauch. Obwohl ich kein ernsthaftes Problem habe, liege ich in Köln auf einer Couch. Wozu? Zur Karriereentwicklung. DreamGuidance nennt die Kölner Coacherin Birgitt E. Morrien ihr Konzept, bei dem Tagträume den Weg zu den wirklichen Wünschen ebnen sollen. Denn: Wer seine Karriere mit Verstand plant, sieht oft vor lauter Alltag seine wahren Träume nicht – und unternimmt womöglich Schritte, die ihn weder richtig erfolgreich noch richtig glücklich machen.

Traumbilder einer Zeitreise

Meine Augen sind geschlossen. Morrien spricht monoton. G a n z  g l e i c h m ä ß i g. Gähn. Nein, ich schlafe nicht ein. Gleichmäßig atme ich ein – und aus. Morrien redet langsam weiter. Ich frage mich, was ich zum Teufel auf dieser Couch mache und wie dieser Hokuspokus funktionieren soll. Morrien spricht weiter wie in einem schlechten Film. Ich gähne. Ich höre wieder auf ihre Stimme und denke nicht wirklich nach. Plötzlich antwortet mein Gehirn von selbst auf ihre Fragen. Und zwar mit Bildern, die schlagartig vor mir auftauchen.

Tagtraumbild eins, mein 65. Geburtstag: Ich trage vor mir einen Bauch und darüber einen gelben Pullover. Ich stehe unter einem Baum, blicke auf Berge, deren Spitzen sich in einem kleinen See spiegeln. Dazu: warmes, goldenes Nachmittagslicht. Auf unverschämt sattem Grün steht eine lange weiße Tafel. Um mich: Freunde. Familie. Kindergeschrei. Von diesem Geburtstag ausgehend laufe ich in Siebenjahresschritten zurück durch mein Leben. Kai als 58-Jähriger: Alte Oper Frankfurt. Ich kriege eine Auszeichnung für mein Schaffen. Applaus. Danke. Kai als 51-Jähriger: Ich schippere mit einem netten Segelboot alpensüdseitig mit lebhafter und hübscher Frau über einen großen See.

Kein klassisches Coaching

Wie mir Morrien einige Tage später erklärt, hat der Tagtraum als Coachinginstrument einen einfachen Hintergrund. „Ich führe den Klienten in ein sehr spätes Lebensjahr, wo er sich aus der gelasseneren Perspektive des alten Menschen an kostbare Lebensmomente erinnert“, erklärt die studierte Kommunikationswissenschaftlerin. Damit unterscheide sich der Coachingansatz von anderen Modellen. „In klassischen Coachings werden Klienten gefragt, wo sie sich in fünf Jahren sehen“, erläutert sie. Genau darauf geben Manager und andere Klienten oft eine plausible Antwort.

Bernhard Adelberg, der als Heilpraktiker bei seinen Patienten seit zehn Jahren auf Hypnose zurückgreift, pflichtet bei. „Der Coach bekommt vom Klienten meist ein Präsentationsproblem genannt, das dem Coach wie auf einem Tablett präsentiert wird.“ Dabei handelt es sich um plausible Erklärungen, die sich der Hilfesuchende selbst zurechtgelegt hat. Diese Ausführungen treffen aber nicht immer die Wahrheit, weil sich der Patient nicht immer traut, die tatsächlichen Probleme auf den Tisch zu bringen – oder weil er die wirklichen Beweggründe seiner Blockaden nicht kennt.

Genau dieses Präsentationsproblem ist laut Morrien der Knackpunkt. „Dem Klienten dienen bisherige Denk- und Handlungsroutinen als Grundlage für eine besser gedachte Zukunft“, sagt sie. „Doch genau diese Routinen sind die Ursache für die aktuelle berufliche Unzufriedenheit oder Unklarheit.“ Coaches besprechen mit ihren Klienten in der Regel, wie sie sich in den nächsten Stunden oder Tagen verhalten sollten, um optimale Ergebnisse zu erzielen. So wie der Fußballtrainer das nächste Spiel plant und die Spieler einstellt. Das große Ziel, das persönliche Karriere- und Lebensziel für in zwanzig, dreißig, vierzig Jahren, fällt dabei meist unter den Tisch.

Weiter unterwegs im mentalen Raum

Damit mir genau dies nicht passiert, liege ich also auf der Couch – und reise weiter durch mein Leben.

Kai als 44-Jähriger: Altbaubüro; vermutlich in Hamburg-Eppendorf. Mir prosten rund zehn meiner (meiner!) Mitarbeiter zufrieden zu. Kai als 37-Jähriger: Habe mir früher freigenommen. Hole Sohnemann an einem sonnigen Nachmittag aus einem Kindergarten in München-Neuhausen und verpacke ihn auf dem Kindersitz. Nachdem mich Morrien zum Rentner gemacht hat, der gelassen auf sein Leben geblickt hat, holt sie mich zurück in ihren Beratungsraum. Dort male ich anschließend kleine Bilder zu meinen Tagträumen, denen ich Überschriften geben muss.

Was bei dem Tagtraum mit mir passiert ist, erläutert Bernhard Adelberg. „Im Gehirn lassen sich in diesem Zustand Alphawellen messen. Im Gegensatz zur Tiefenhypnose, bei der Thetawellen messbar sind, hat der Klient in diesem Zustand die volle Kontrolle“, sagt der 39-jährige Heilpraktiker. „Ob der Alphazustand durch autogenes Training, durch einen Tagtraum oder eine andere Technik hergestellt wird, spielt dabei keine Rolle.“ Wichtig sei lediglich, dass sich der Klient auf die Tranceindikation einlasse und seine Augen schließe.

Laut Birgitt Morrien tritt das Wachbewusstsein in diesem Zustand ein Stück zurück. „Anders als im Traum ist sich der Reisende durchgängig bewusst, dass er im mentalen Raum unterwegs ist“, erklärt die 48-Jährige. Nach Worten der amerikanischen Intuitionsexpertin Mona Lisa Schulz war mein Gehirn in diesem erweiterten Bewusstseinszustand auf der Kölner Couch viermal so aktiv wie im Wachzustand.

Und was mein Gehirn da zutage förderte, war nicht nur das Bild von einem dicken Alten und einem zufriedenen Endvierziger in einem Boot. Der Tagtraum gab mir bei genauer Betrachtung auch einen Hinweis, wie ich es am ehesten zum Segelboot und zur Auszeichnung schaffe. Während ich mir als 37-Jähriger offensichtlich freinahm, um den im Jetzt noch nicht vorhandenen Sohn aus dem Kindergarten abzuholen, sah ich mich sieben Jahre später selbst als Arbeitgeber von zehn Angestellten. Die Selbstständigkeit als Weg zur Traumerfüllung.

Rat der Ahnen

Nach dem Tagtraum spreche ich mit Morrien über meine Bilder und entwerfe mit ihr gemeinsam Schritte, die mich zum Ziel bringen können. Jetzt erkenne ich auch plötzlich den Sinn zweier Übungen, die sie zuvor mit mir gemacht hatte. In einer Aufgabe sollte ich mir selbst als Ahne gegenübertreten und gut gemeinte Ratschläge erteilen.

Interessanterweise gab ich mir als Ahne den Ratschlag: Lass dir Zeit. Eine Empfehlung, die ich mir außerhalb des Coachings selbst nie gegeben hätte. In einer anderen Übung (Was waren Ihre drei größten Krisen und wie haben Sie diese gelöst?) habe ich in mir Charaktereigenschaften entdeckt, die meinen bisherigen Lebensweg maßgeblich beeinflusst haben – und die ich bis dato als Zufall abgetan hatte.

Mittlerweile dauert das Coaching fast zehn Stunden. Entsprechend müde bin ich. Ich verlasse Köln mit einem seltsamen Gefühl. In den kommenden vier Wochen habe ich kaum Lust auf Arbeit. Ich sage: Vielen Dank, Frau Morrien. Sie sagt: „Es kann durchaus passieren, dass Klienten nach dem Coaching vieles infrage stellen.“ Nach mehreren Gesprächen und eigener Nabelschau scheint jedoch zwei Monate später alles sehr logisch. 

 

Perspektiven entwickeln

Ich weiß: Meine Träume kann ich wahrscheinlich mit normalen Karriereschritten in einem Unternehmen nicht erreichen. Meinen Arbeitgeber kann ich jedoch beruhigen. Denn ich weiß auch: Ich brauche noch Zeit.

„Manche Klienten entdecken eine Zukunftsperspektive, die sie zwar im Augenblick noch nicht umsetzen möchten, die ihnen aber als mentaler Leuchtturm Orientierung für ihre aktuellen Entscheidungen bietet. Sie vertagen die Realisierung auf einen späteren Zeitpunkt und bereiten diesen aktiv vor – indem sie beispielsweise Geld sparen für ein Sabbatjahr“, sagt Morrien.

Genau diese Träume und Wünsche werden laut Adelberg bei Coachings oftmals zu Unrecht nicht beachtet. „Das Gespräch dominiert im Augenblick die Coachinglandschaft“, sagt er. So werden in Coachings Karriereschritte entworfen, die zwar die Situation des Klienten verbessern können, aber nicht das ganze Potenzial und die Träume berücksichtigen. Und was wäre das Leben ohne Träume?

 

Mehr Informationen:
Die vollständige Sammlung der Feedbacks erscheint 2012 im Kösel-Verlag (Random House). Ausgewählte Buchpublikationen von Birgitt E. Morrien.
Ausgewählte Klienten-Fotoportäts: Morriens Coachee-Faces
 

 

Der Autor:
Kai Oppel (Jg. 1979) studierte in Erfurt Kommunikationswissenschaft und Psychologie (BA). Nach einem Volontariat arbeitete er lange Zeit als freier Mitarbeiter u.a. für die Deutsche Presse Agentur und den gms-Themendienst.

Derzeit war seinerzeit Pressesprecher eines Baugeldvermittlers und als freier Journalist etwa für Financial Times Deutschland und SPIEGEL ONLINE  tätig. Er veröffentlichte mehrere Sachbücher, darunter „Business Knigge international“, „Business Knigge“ und „Immobilienfinanzierung“. 

Heute leitet Oppel scrivo-pr:  Agenturen für Öffentlichkeitsarbeit gibt es so viele wie schlechte Pressemeldungen und mangelhafte Kommunikationskonzepte. scrivo PublicRelations setzt daher bei seinen Mandanten auf individuelle Beratung und strategische Weitsicht. Wir helfen Unternehmen dabei, in den Medien auf der Wahrnehmungswelle zu surfen.

 

Der Beitrag in SPIEGEL ONLINE, 3.April 2007


 

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