Im sozialen Netz zu vagabundieren und einen zu Blog betreiben sind Teil der Forschungen einer österreichischen Medienwissenschaftlerin, die sich dabei von „medieninduziertem Begehren“ leiten lässt. Und ihr Begehren hat wenig Lust auf einen engen wissenschaftlichen Fokus, so Jana Herwig. In ihrem „studienblog über digitale online medien“ folgt sie lieber eigenen Vorgaben. Sympathisch kühn.
Der folgende Auszug aus einem aktuellen Text der Autorin wurde unverändert übernommen:
"Twitter aus der Sicht der Medientheorie"
Zunächst einmal: Twitter ist nicht einfach eine Webseite, sondern bietet als Social Web-Angebot erweiterte Möglichkeiten der sozialen Interaktion und Kommunikation, und der dadurch zugänglichen und regulierten Information. Mit diesen Möglichkeiten ist Twitter zu einer fixen Einrichtung im Social Web geworden – das Social Web definiere ich als ein Netzwerk von Usern, den Webseiten, auf denen sie Profile angelegt haben und den vielgestaltigen Inhalten und Interaktionen, die sie auf und zwischen diesen austauschen.
Im Unterschied zu sozialen Netzwerken wie StudiVZ oder Facebook sind die Möglichkeiten der sozialen Partizipation bei Twitter recht schlank modelliert. Auf den Netzwerkseiten kann man etwa ‘gruscheln’ (wie es im StudiVZ-Sprech heißt), Nachrichten auf dem Profil hinterlassen, Bilderalben anlegen, digitale Blumengrüße schicken usw. – auf Twitter hat man lediglich ein Textfeld, in das man hineinschreiben soll, was man gerade macht, sowie unablässig eintrudelnde Antworten anderer (i.e. von denjenigen, denen man ‘folgt’) auf diese Frage.
Gerade in dieser Schlankheit, um nicht zu sagen Kargheit liegt aber auch der besondere Reiz von Twitter. Marshall McLuhan, der Pionier der Theorie elektronischer Medien, hat einmal unterschieden zwischen den kalten Medien, die unseren Sinnen nicht viel bieten und daher im Gegenzug eine hohe Investition von Aufmerksamkeit und Anteilnahme verlangen, wie z.B. das Telefon, und den heißen Medien wie z.B. dem Kinofilm, der dem Auge eine Fülle an Details bietet, uns ganz Auge werden lässt.
Twitter ist in diesem Sinne ein eiskaltes Medium, das eine extrem hohe Anteilnahme (”high involvement”) erfordert. Mit seinen 140 Zeichen pro Nachricht bietet es keine gehaltvolle ästhetische Dimension, es erfordert vielmehr Zeit und Experimentierbereitschaft, überhaupt herauszufinden, was der Nutzen dieser 140 Zeichen sein soll. Es ist also kein Wunder, dass 60% der Twitter-Neulinge die Seite bereits nach einem Monat nicht mehr nutzen – diejenigen, die dabei bleiben, nutzen es dagegen um so kreativer und dezidierter.
Es ist sehr spannend zu beobachten, welches semantische Instrumentarium Twitter-User einsetzen, um den Nutzen von Twitter zu erweitern: Zu den Mitteln die Twitter von Haus aus liefert gehört das @-Reply (dadurch wird aus einer einfachen Nachricht, einem sogenannten ‘Tweet’, eine öffentliche Antwort an einen spezifischen User), die Direct Message (eine private, nur dem Addressaten sichtbare Antwort), das ‘Favorite’ (eine Art Lesezeichen, mit der man einzelne Tweets auszeichnen kann) sowie natürlich die Möglichkeit, Hyperlinks in die Nachrichten zu integrieren. Darüber hinaus kommen sogenannte Hashtags zum Einsatz: Man fügt einem Wort eine Raute (#) vor, wodurch das Wort eindeutig von Suchmaschinen ausgewertet kann. So kann man dann etwa alle aktuellen Nachrichten zum Thema herausfiltern.
PS: CoachingBlogger twittert auch & Nur Kreative Karrieren schaffen Zukunft / mit Sinn !
Twitter bietet die Möglichkeit, in 140 Zeichen nur genau das über sich preiszugeben, was man will, und genau an die Leute, die man erreichen möchte. Das bedeutet alle sehen nur das, was sie sehen sollen.
Beispiel: Ein Mann kauft sich ein neues Auto übermittelt dies bei twitter, dass er jetzt 40000 Euro Schulden hat erfährt keiner, aber jeder bewundert Ihn für sein neues Auto.
Ich finde, dass Twitter für die Gesellschaft eher unnütz ist.