Von der Souveränität, sich einen Coach zu leisten: Beispielhafte Begegnungen mit Bauer, Bischof und Beamtin.
„Der schöne Rock an Ihrem Leibe ist wohl der beste Beweis dafür, dass es so ganz ohne Frauen auch in der Führung von Kirche nicht geht“, sage ich meinem bischöflichen Gegenüber im Gespräch und löse damit eine heftige Gefühlsreaktion bei ihm aus, Ärger . . .
Irritation kann im Einzelfall ein probates Stilmittel im Coaching sein, um Blockaden aufzulösen, die sich immer durch eine gewisse Starre auszeichnen. Zwar habe ich diese mögliche Begegnung fingiert. Fakt aber ist, dass wir erschüttert werden müssen, um neu in Bewegung zu kommen, wo wir verhärtet sind, geistig oder gefühlsmäßig.
Der landwirtschaftliche Betrieb eines großen bayrischen Bauern wirft seit Jahren keinen nennenswerten Profit mehr ab, trotz aller technischen Innovationen. Und weitere Expansionen wären kostspielig. Im Coaching wird deutlich, dass es vernünftig wäre, den Betrieb angestellt als Pachthof eines Konzerns weiterzuführen und parallel dazu umzusatteln als Handlungsreisender für landwirtschaftliche Produkte. Die Perspektive ist klar, jedoch wirkt der Mann wie gelähmt.
Die eigene wirtschaftliche Unabhängigkeit als Bauer aufzugeben empfindet er als Sakrileg gegenüber seinen Ahnen, die den Hof seit Jahrhunderten selbstständig bewirtschaftet haben. „Sie sind nicht der liebe Gott, der entscheidet, wann die Zeit reif ist für eine solche Veränderung. Sie sind nur sein Diener!“, sage ich da unvermittelt und spreche den religiösen Menschen an, der er ist. Die mit allem Respekt für seine Lebensleistung ausgesprochenen Worte wirken auf den unter Druck geratenen bäuerlichen Stammhalter sehr entlastend. Und tatsächlich bewirkt diese Konfrontation bei ihm den Durchbruch zum Wandel.
Ob landwirtschaftliche Unternehmer, kirchliche Würdenträger oder verbeamtete Referatsleiterinnen zu mir kommen. Als Coach begegne ich meinen Kundinnen und Kunden immer auf Augenhöhe, und das erfordert ein hohes Maß an Souveränität von meinem Gegenüber. Doch nur so lassen sich blinde Flecken aufdecken, die uns daran hindern, wirklich frei zu handeln.
Wo die Referatsleiterin im Arbeitsalltag zwischen den Ansprüchen von Behördenleitung und MitarbeiterInnen jongliert, kann sie im Coaching jenseits Interessen eingefärbter Beziehungen Erfolg versprechende Strategien entwickeln.
In einem Dilemma vielfach widersprüchlicher Fremderwartungen hat sie sich selbst aus dem Blick verloren und in der Annahme verrannt, einfach unersetzlich zu sein. Ihre Arbeitswoche hat sich in den vergangenen Jahren auch aufs Wochenende ausgedehnt. Ihre Beziehung ist inzwischen gefährdet, und sie selbst fühlt sich deprimiert, insgesamt freudlos.
„Erinnern Sie sich daran, wie Sie gelernt haben Rad zu fahren“, lenke ich ihre Aufmerksamkeit auf ihre Großmutter. Als Fünfjährige hatte diese sie mit dem Rad losgeschickt, als sie noch nicht allein davon absteigen konnte. Bis zum Ende der Hofstraße solle sie fahren, dann dort drehen und zurückkommen. Im Vertrauen auf die Oma fuhr sie los, nur um am Ende der Straße schnurstracks in den Graben zu fahren. „Mit verschrammten Knien bin ich wieder rausgekraxelt“, lacht sie, „aufs Rad gestiegen und zur Oma zurückgefahren, um dort angekommen, ganz ohne Probleme allein davon abzusteigen.“
„Na siehst du“, meinte die Großmutter nur. „Manchmal muss man stürzen, um fahren und absteigen zu lernen.“
Die Weisheit der Alten ermutigt sie dazu, das Aus- und Wiedereinsteigen auch im Beruf zu probieren, sich konsequent in der Disziplin zur Muße zu üben. „Wenn Sie das nicht wagen, riskieren Sie es, eine ausgemachte Depression zu entwickeln. Ihren Posten wird dann sicher gern jemand anderes gern übernehmen“
PS: Inspiriert haben mich zu diesem Beitrag wie immer insbesondere meine Klientinnen und Klienten.
Außerdem zwei Bücher:
Ulrike Siegel
Kein Rindvieh – bloß kein Rindvieh
Persönlichkeiten unserer Zeit erinnern sich an ihre ländlichen Wurzeln.
U.a. Modedesigner Wolfgang Joop; Josef Homeyer, Bischof em. von Hildesheim; Gerda Hasselfeldt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und Gerta Keller, Professorin für Geologie und Paläontologie in New Jersey/USA.
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Landwirtschaftsverlag, Münster 2007,
€ 14,95
ISBN-10: 3784334709
Paul J. Kohtes
Jesus für Manager
Frei sein im Job und im Leben
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: J. Kamphausen; Auflage: 1 (18. Februar 2008)
€ 17,50
ISBN-10: 3899011422
N.N.
Maria für Managerinnen
Den Titel habe ich leider nicht finden können. Oder hätte ich besser unter „Kali“ suchen sollen, da die indische Göttin dem Anliegen von Frauen in Führung göttlicherseits womöglich mit mehr offensiver Entschiedenheit beistehen könnte.
Wie ich jedoch von meiner Lektorin Petra Moncef höre, gibt es bereits das Märchenbuch für Managerinnen. Kein Wunder, kann ich da nur sagen.
Aktuelle Bücher von Birgitt Morrien:
Morriens Coaching-Kolumne im Kölner Stadtanzeiger
Der Mozart in uns allen