Ruhm und Ehre im TV-Business

Wie es mir jüngst dank kollegialer Unterstützung gelang, 
DEN BLICK
eines wohl bald berühmten Mannes für einige jener
Belanglosigkeiten des beruflichen Alltages 
ZU SCHÄRFEN,
die erst im Abendlicht schön glänzen.

„Wer berühmt ist, braucht sich um seine Eigenwerbung nicht mehr zu kümmern“, meinte mein Klient versonnen. Das Angebot, die Hauptrolle einer neuen Serie zu übernehmen, schien Morton in ganz neuer Weise zu beflügeln. „Jetzt, wo ich den Job habe, bin ich fein raus. Es wird Zeit, dass ich mir endlich einen Profi engagiere, der auch die Pressearbeit für mich übernimmt.“

Von seiner Agentur hatte er sich darin bis dato nur unzureichend vertreten gefühlt. Die neue Rolle war über sein eigenes Engagement zustande gekommen. Und das systematische Vorgehen von uns gemeinsam im Coaching entwickelt worden. Mit gutem Ergebnis, denn die Rechnung war voll aufgegangen.

Wie aus heiterem Himmel kam dieser Erfolg denn auch nur für Außenstehende. Mehr als dreizehn Jahre hatte Morton unbeirrbar darauf hingearbeitet. Die Traumrolle war der Lohn für einen gelungenen Strategiemix aus beinah beliebig anmutenden Ausflügen zu ihm wichtigen Orten, gezielten Initiativen hinein in ausgewählte Medienkreise und beharrlicher Beziehungspflege. Gepaart mit einem verstärkt geschulten Gespür für den richtigen Augenblick von Offensive oder Zurückhaltung.

Nach einigen Fehlschlägen war dies der Höhepunkt seiner bisherigen Karriere, ganz eindeutig. Und so begann unsere Arbeitssitzung ungewohnt lässig, ganz ohne jenen angespannten Anstrich der vergangenen Monate. Morton ließ sich gelassen auf dem Sessel nieder, griff nach der Tasse Tee und lächelte mich an. Das war er selbst, wusste ich inzwischen, das war nicht der höflich mimende Profi. „Ich bin sehr zufrieden mit mir selbst und mit unserer Arbeit!“

Ein guter Augenblick, um einmal so richtig in den Himmeln von Ruhm und Ehre zu schwelgen. Ganz hineinzugehen in dieses Gelingen. In den Genuss des Geldes nach Jahren der Entbehrung. In die Aufregung kommender Dreharbeiten einzutauchen. In der Vorstellung neuer Begegnungen zu baden, die ihn mit berühmten Kollegen aus dem In- und Ausland zusammenbringen würden. Sich zu berauschen an einer sich neu eröffnenden Kaskade ungeahnter Möglichkeiten, von nur leisem Zweifel begleitet in einem flüchtigen Blick.

Den fing ich auf und bot ihm dazu den kleinen Spiegel eines persischen Dichterkollegen an:

 

Zwei Bären

Es saßen einmal zwei Bären
Nach einem harten Tag der Futtersuche
Schweigend beisammen
An einem schönen Aussichtsplatz
Und schauten zu, wie die Sonne unterging,
Und waren zutiefst dankbar für ihr Leben.

Doch nach einer Weile
Begannen sie ein tiefschürfendes Gespräch
Und landeten beim Thema
Ruhm

Der eine Bär fragte:
„Hast du das Neueste von Rustam gehört?
Er ist berühmt geworden
Und reist von Stadt zu Stadt
In einem goldenen Käfig;

Hunderte von Menschen
Kommen zu seinen Vorstellungen,
Lachen und beklatschen seine
Tollen
Kunststückchen.“

Der andere Bär
Dachte einige Augenblicke nach

Und begann dann zu
Weinen.

 

„Die Liebe erleuchtet den Himmel“,
von Hafis (1320–1389), Benziger 2002

 

 

 

 

 

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