AgendaSetting in digitalen Zeiten

Wissen, was wann bei wem warum wie ankommt?

Michael Jäckel

Wirkungsforschung: Auf der Suche nach den Ursachen

Medienentwicklung und Nutzungswandel als Herausforderung

Der Strukturwandel des Mediensystems hat das klassische Kommunikationsmodell massenmedialer Sender und individueller Empfänger aufgelöst. An seine Stelle ist ein dynamischeres Modell getreten, in dem etwa der Ursprung von Informationen nicht mehr notwendig an einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Plattform gebunden ist. Außerdem werfen soziale Netzwerke sowie Messengerdienste Fragen nach der Abgrenzung von Individual- und Massenkommunikation auf.

Die Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung der Medien wird durch eine wachsende Variationsbreite auf der Senderseite und Individualisierung auf Empfängerseite zunehmend komplexer. Der Beitrag befasst sich mit den Herausforderungen, die sich hieraus für die Wirkungsforschung ergeben, und zeigt anhand einiger ausgewählter Themen, wie ältere Forschungsansätze fortgeschrieben werden und auch neue Fragestellungen entstehen.

Eine Forschungsaufgabe, die sich für die Medienwirkungsforschung aus dem sich dynamisch wandelnden Kontext ergibt, ist, welche Rolle die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in eine Medienquelle vor dem Hintergrund zunehmend kompetitiver Informationsverarbeitung spielen. Sogenannte „homeless media“, die ihre Verbreitung ausschließlich auf die Bereitschaft, Inhalte an Dritte weiterzugeben, stützen, ein zunehmend ungerichtetes Informationsverhalten, Aspekte der Senderglaubwürdigkeit oder Glaubwürdigkeit der Nachricht sowie Veränderungen der Kommunikationsqualität durch Social-Media-Kanäle sind hierbei Faktoren, die untersucht werden.

Im Mittelpunkt neuerer Forschung zum AgendaSetting und damit der Frage, wer die Themen im digitalen Zeitalter setzt, steht die Thematik, wie sich das Nebeneinander von alten und neuen Medien auf die Themensetzung und Themenkarrieren auswirkt und welche Wechselwirkungen und Ausstrahlungseffekte zu beobachten sind.

Im Rahmen von Forschungsarbeiten zur digitalen Ungleichheit werden die Folgen unterschiedlicher Informationsauswahl, -verarbeitung und -verwertung untersucht, wobei zunehmend qualitative Differenzen der Nutzung erforscht werden.

Generell erwächst für die Bestimmung von Wirkungen aus den zirkulär agierenden Kommunikationssystemen eine neue Herausforderung im Hinblick auf die Isolierbarkeit von Ursachen und Folgeerscheinungen.

Quelle: MP 11/2016, S. 569-577

 

Karriere: COP-Coaching mit Birgitt Morrien
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