TV-Agenda-Setting folgt Social-Media-Feedback

Medien 2.0 (Foto: Birgitt Morrien)

Second Screen and Social-Media-Nutzung

 ARD-Forschungsdienst

Second Screen beschreibt das Phänomen, dass Zuschauer während des laufenden Fernsehprogramms gleichzeitig mit einem zweiten Gerät (z.B. Laptop, Tablet, Smartphone) im Internet aktiv sind. Die parallele Nutzung von Fernsehen und Onlinemedien ist Gegenstand einer Reihe von Markt-/Mediastudien, die zum einen das Ausmaß der Second-Screen-Nutzung dokumentieren und zum anderen untersuchen, welcher Art von Onlineaktivitäten die Konsumenten in solchen Nutzungssituationen nachgehen.

Demnach nutzt inzwischen über die Hälfte der Deutschen Fernsehen und Internet „häufig“ oder „manchmal“ parallel. Der größere Anteil der Onlineaktivitäten ist dabei allerdings unabhängig vom gerade gesehenen Fernsehprogramm (z.B. Bearbeiten von E-Mails; Surfen). Eine direkt auf eine laufende Sendung bezogene Nutzung des zweiten Bildschirms (z.B. Abrufen von Informationen über das Programm, Kommentare, Teilnahme an einem Quiz) ist im Gegensatz dazu – auch im internationalen Vergleich – noch unterdurchschnittlich ausgeprägt.

Second-Screen-Nutzer lassen sich unter anderem danach klassifizieren, welche Ziele sie mit der Nutzung des zweiten Bildschirms verfolgen und mit wie viel Aufmerksamkeit sie sich den jeweiligen Medien zuwenden. Insgesamt scheint den Mediennutzern relativ wichtig zu sein, dass durch den Einsatz von Second Screens entweder ein Informationsmehrwert und/oder ein sozialer Mehrwert, durch das Teilen des Erlebnisses mit anderen, erzielt wird. Für eine benutzerfreundliche Lean-back-orientierte Nutzung werden vor allem Tablets als geeignet angesehen.

Eine inhaltliche Untersuchung der Anschlusskommunikation auf Twitter zeigte, dass sie wenige interaktive Anteile (d.h. im Sinne einer tatsächlichen Diskussion) hatte, sondern eher von singulären Statements und Kommentaren geprägt war. Eine weitere Studie ergab, dass die Kommentare und Stellungnahmen von Zuschauern in sozialen Netzwerken Rückwirkungen auf die Sendungen haben können. Die sendungsbezogene Facebook-Kommunikation bewirkte einen signifikanten Agenda-Setting-Effekt im Hinblick auf die Themenwahl in der Sendung.

Ein wesentliches Motiv für sendungsbezogene Onlineaktivitäten von Fernsehzuschauern scheint auch die Herstellung von Gemeinsamkeit zu sein (Social TV). Das soziale Erlebnis ist ein Schlüsselfaktor, der neben utilitaristischen Motiven das Engagement der Zuschauer im Netz beeinflusst.

Quelle: Media Perspektiven  2.2014

 

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