Sinn macht lebendig, auch im Beruf

"Um sich lebendig zu fühlen, braucht es manchmal nur wenig. Um sich erfolgreich zu fühlen, ebenso. Es ist immer eine Frage der Perspektive, die unser Empfinden darüber bestimmt, wie wir uns fühlen und was wir von uns selbst halten", meint  Birgitt Morrien. Coaching-Blogger befragt* die Kölner Coaching-Expertin aktuell zu den großen Fragen von Leben und Sterben, Liebe und Sinn.

 

In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?

Wenn ich im Sommer morgens draußen auf unserer Terrasse mit meiner Frau frühstücke und wir beide Zeit haben.
Wenn ich schreibend im Café sitze und immer wieder mal den Blick schweifen lassen kann.
Wenn ich mit guten Freundinnen und Freunden freie Zeit verbringe.

Hat das Leben einen Sinn?

Das Leben hat den Sinn, den wir ihm geben. Das Gefühl für Sinn ergibt sich wie von selbst, wenn wir tun, wozu wir bestimmt sind. Dieses zu entdecken, ist eine erste große Lebensaufgabe, und es umzusetzen bedeutet „lebenslänglich“.

Die eigene Bestimmung offenzulegen ist das Anliegen meiner Arbeit mit DreamGuidance, einem ganzheitlichen Coaching-Konzept, das über die Kognition hinaus auch intuitives Wissen berücksichtigt, um fündig zu werden, was grundlegende Lebensmotive anbelangt.

An welchen Gott glauben Sie?

An eine Art großen Geist, der alles belebt und beseelt. Als Kind liebte ich Jesus als dessen Propheten. Später entdeckte ich auch Frauen, z. B. Hildegard von Bingen oder Teresa von Ávila als Prophetinnen. Solche Vermittlerinnen und Vermittler sind hilfreich, um darüber die Kommunikation mit dem ja überpersönlichen Geist zu erleichtern. Sie sind sozusagen die Schnittstellen, die verständlich machen können, was uns vielleicht an direktem Zugang verstellt ist. Aber jede Vermittlung interpretiert auch. Insofern bevorzuge ich den direkten Draht, der sich uns etwa in potenziell allen Naturerfahrungen eröffnet.

Was haben Sie durch Krankheiten gelernt?

Für Schamaninnen und Schamanen gilt, dass sie teils schwere Krankheiten überlebt haben und so die Theorie und Praxis von Krankheit kennen. Im weiteren Sinne bin ich sicher, dass diese Definition für viele beratenden Berufe gilt. Glaubhaft und damit stark wirken wir nur in den Bereichen, die wir selbst kennen und bewältigt haben.

Meine persönliche Stärke ist die Beratung von Menschen, die sich selbst suchen, gerade auch im beruflichen Selbstausdruck. Da ich mich selbst in meinen frühen Berufsjahren hinter einer Vielzahl von Fremdanpassungen verloren hatte und mühsam erst wieder finden musste, kenne ich die Verzweiflung darüber, nicht mit sich selbst in Übereinstimmung zu leben, aus eigener Erfahrung.

Selbstverlust ist meines Erachtens eine der größten Kulturkrankheiten, unter denen wir leiden. Mit DreamGuidance habe ich eine Methode entwickelt, die auch in Schulen Anwendung finden könnte, um schon früh Rückbindung zu ermöglichen an sich selbst. Diese Rückbindung wirkt heilsam. Darum geht es mir in der Beratung an erster Stelle. Jedoch entdecken wir darüber hinaus neu Zugang zu besonderen kreativen Potenzialen. Diese können wir nutzen, um etwa Fragen der beruflichen Perspektive in ungewohnter und inspirierender Weise zu beantworten.

Muss man den Tod fürchten?

Thomas Gierer, ein mir bekannter alter Weinbauer und Schriftsteller, hat einmal sinngemäß geschrieben: „Wenn wir sehr unglücklich sind oder sehr glücklich, fühlen wir uns lebendig. Furcht vor dem Tod entwickeln wir im Mittelmaß.“
Solange wir das Leben wagen, verschont uns die Todesangst.

Welche Liebe macht Sie glücklich?

Jede Art sinnlich erfahrbarer Liebe. Das kann eine zärtliche Berührung sein, die mir vermittelt, tief angenommen zu sein. Ein Blick, der mir zeigt, ich bin verstanden. Ein Wort wie ein Echo auf die Not meiner Seele, etwa als mein Bruder starb. Aber auch die Erfahrung, das Wasser trägt mich, empfinde ich gewissermaßen als Geschenk einer großen Liebe. Und manchmal weiß ich einfach: Glück ist, wenn die Katze kommt.

 

 

*Inspirationsquelle

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